Fischauergasse 100 (verlegt 2011)

Maria (Marie) Wolf

In eine Tötungsanstalt nach Pommern deportiert

Geboren 28.5.1910, Wiener Neustadt, ledig; Heilanstalten Mauer-Öhling und Gugging, Deportation Meseritz-Obrawalde, umgekommen am 7.3.1944.

Maria Wolf wohnte bei ihren Eltern in der Fischauergasse 100. Als Beruf ist in den Meldezetteln Haushalt oder Hilfsarbeiterin vermerkt.

Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde

Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde

Am 25.11.1941 wurde Maria in die Heilanstalt Mauer-Öhling überstellt. Ein Krankenakt von Marie Wolf ist nicht erhalten.

Zwischen 9.2. und 2.3.1943 wurden auf Veran-lassung der „Euthanasie“-Zentrale in Berlin fast 300 Patienten in sechs Transporten in die bereits übervolle Heil- und Pflegeanstalt in Gugging überstellt. Davon waren zehn Personen aus Wiener Neustadt betroffen. Eine davon war Maria Wolf. Doch auch diese Anstalt musste geräumt werden.

Nach Aussagen in Gerichtsverfahren nach dem Krieg entschied der Gauleiter Dr. Jury Anfang 1944, dass die Anstalt in Gugging innerhalb kürzester Zeit zu räumen sei, weil die Anstalt der Gemeinde Wien zur Unterbringung eines ihrer Krankenhäuser freigemacht werden müsse. Eine Unterbringung in anderen Anstalten war nur für Kinder möglich, die von Steinhof übernommen wurden. Berlin wusste einen Ausweg. Dr. Linden [Reichsministerium des Innern] nannte Meseritz, wohin Pfleglinge transferiert werden konnten. Aussage des ehemaligen Anstaltsdirektors von Gugging Josef Schicker: „Nach Meseritz gingen nur 2 Transporte zu je ca. 50 Kranken. Nach durchgeführtem 2. Transport kam eine Anfrage der Anstaltsleitung Meseritz nach Namen und Wohnort der Angeh. einiger von uns dorthin übersetzter und dort verstorbener Pfleglinge, daraus schloß ich, daß Meseritz auch eine Eliminierungsstätte war.“

In den beiden Transporten am 28. und 29.2.1944 wurden je 50 Frauen nach Pommern (heutiges Polen) deportiert. Vom zweiten Transport waren insgesamt sechs Frauen aus Wiener Neustadt betroffen, Marie Wolf war eine davon.

Meseritz-Obrawalde war die größte Tötungsanstalt des Deutschen Reiches für geistig Behinderte. Die Gesamtopferzahl beziffert Ernst Klee mit 18.000. Laut Zeugenaussagen in Gerichtsverfahren nach dem Krieg mussten die Patienten dort schwer arbeiten. Wenn ihre Arbeitskraft erschöpft war, wurden die ausgemergelten Menschen mit Medikamenten umgebracht.

Marie Wolf wurde nach nur wenigen Tagen Aufenthalt mit 7.3.1944 nach Wiener Neustadt als verstorben gemeldet.

Anton Blaha