Baumkirchnerring 9 (verlegt 2011)

Familie Riegler

Frieda überlebte

Nathan Riegler, geb. 7.2.1878, Kobersdorf,
Gattin Ida Riegler, geb. Basch, 15.1.1882, Kobersdorf,
Tochter Irma Riegler, geb. 2.7.1906, Kobersdorf,
alle drei am 2.6.1942 nach Minsk deportiert und in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec ermordet.
Sohn Armin hat in Palästina und Tochter Frieda in England überlebt.

Frieda Riegler

Frieda Riegler

Nach der Eröffnung der Ausstellung „Spurensuche“ im Stadtmuseum sprach uns eine ältere Dame wegen eines Stolpersteins an. Sie konnte sich an eine jüdische Familie Riegler erinnern, die am Baumkirchnerring gegenüber gewohnt hatte. Sie erzählte auch über die Tochter Frieda, die öfters auf sie aufpasste und mit ihr gespielt hatte. Die Bilder nach der Reichskristallnacht, wo jüdische Bürger von der Synagoge, unter ihnen auch die Familie von gegenüber, an ihrem Haus vorbei getrieben wurden, haben sich bei ihr eingeprägt. Dann hörte sie nichts mehr von den Rieglers. Nun hoffte die Dame, im Zuge der Recherchen für den Stolperstein Näheres über das weitere Schicksal, insbesondere ihrer älteren Freundin Frieda, zu erfahren.

Die Familie Riegler stammte aus Kobersdorf im Burgenland, damals noch Ungarn. Bereits 1918 scheint für Nathan Riegler, seine Frau Ida, die Töchter Frieda und Irma sowie Sohn Armin Wiener Neustadt als Meldeadresse auf. 1935 übersiedelten sie in die Wohnung am Baumkirchnerring Nr. 9. Schon im Mai 1938 ging Frieda nach Wien. Der Sohn Armin ist laut Meldezettel am 10.11.1938 nach Palästina abgemeldet. Nathan Riegler und seine Frau übersiedelten nach Wien und die Töchter Frieda und Irma zogen bei ihnen ein. Bei Frieda Riegler ist am Meldezettel eingetragen: „Abgemeldet am 18.4.1939 nach London“.

Für Nathan, Ida und Irma Riegler dramatisierten sich 1942 die Ereignisse. Am 30.5.1942 übersiedelten sie noch in die Sperlgasse, aber schon am 2.6.1942 wurden sie nach Minsk deportiert. Alle drei wurden in der Vernichtungsstätte Maly Trostinec ermordet.

Die Geschichte mit Frieda Riegler hat aber noch eine Fortsetzung. Im Oktober 2010 traf ich mich mit einer Lehrerin der Neuen Mittelschule Sta. Christiana zu einer Besprechung über ein Schulprojekt. Ich erzählte vom Schicksal der Familie und dem Überleben von Frieda in London. Die Lehrerin schmunzelte und sagte: „Ich kannte Frieda Riegler, ich habe sie sogar dreimal in London besucht.“ Beim letzten Besuch 1994, als Frieda Riegler schon fast 90 Jahre alt war, ist auch das Bild entstanden.

Anton Blaha

Ein Stein wurde von den 4. Klassen der privaten NMS Sta. Christiana Wr. Neustadt Jahrgang 2010/11 im Rahmen eines Projektes gesponsert, ein weiterer von Frau Inge Schweiger, dem ehemaligen Nachbarskind.