Dietrichgasse 23 (verlegt 2010)

Familie Hacker

Zivilcourage rettete zwei Kindern das Leben

Maier Hacker, geboren am 16.12.1898 in Weppersdorf, Lager in Lemberg, Deportation in Lager Nisko und dort ums Leben gekommen,
Regine Hacker, geb. Tauber, geboren am 15.11.1886 in Andau,
Robert Hacker, geboren am 4.3.1925 in Kobersdorf, beide Deportation am 20.5.1942 nach Minsk und dort umgekommen.
Siegfried Hacker, geboren am 21.3.1922, Schüler, und Ernst Hacker, geboren. am 15.8.1923, Schüler, überlebten im Exil in Palästina.

Maier Hacker wurde in Weppersdorf im Burgenland geboren. Die Familie Hacker lebte in Kobersdorf. Dort heiratete Maier auch seine Frau Regine, geborene Tauber, die in Andau zur Welt gekommen war. Sie bekamen, als sie noch in Kobersdorf lebten, drei Söhne. Um ihren Kindern eine bessere Schulsituation zu bieten, übersiedelten sie etwa 1931 nach Wiener Neustadt.

Maier Hacker war Geschäftsführer eines Großviehhandelsbetriebes (Engros-Viehhandel) und handelte mit Vieh, das in Eisenbahnwaggons hauptsächlich aus Ungarn geliefert wurde. Regine Hacker war Schneiderin. Sie arbeitete schon in Kobersdorf in einem Geschäft und übte auch in Wiener Neustadt noch ihren Beruf aus.

Durch den Anschluss 1938 änderte sich die Situation für die Familie radikal. Die Kinder wurden aus der Schule entlassen. Die ganze Familie wurde Monate später nach Wien vertrieben. Siegfried, der zusammen mit seinem Bruder Ernst den Holocaust überlebte, hat noch die Bilder vor Augen, als in der Reichspogromnacht die Synagogen brannten. Maier Hacker war arbeitslos. was für ihn kaum erträglich war. Plakate auf den Straßen versprachen Arbeit für Juden in Polen. Maier Hacker nahm das Angebot gutgläubig an. So kam er allein ohne seine Familie nach Lemberg in ein Lager.

Regine Hacker blieb mit ihren drei Kindern in Wien und wohnte dort „versteckt“ in einem Schrebergarten bei einer nichtjüdischen Freundin. Siegfried wäre in dieser Zeit beinahe nach Dachau deportiert worden. Er befand sich in einem Jugendlager, als die Nazis für den nächsten Morgen den Abtransport ankündigten. Doch ein Polizist ermöglichte ihn, schnell zu verschwinden. So kam Siegfried wieder nach Hause zu seiner Mutter. Als dann bei einer Suchaktion auch die Häuschen im Schrebergarten kontrolliert wurden, stellte sich die Haushälterin davor und sagte, dass sie schon alle Juden daraus vertrieben habe.

Siegfried Hacker und sein Bruder Ernst bekamen März 1939 die Möglichkeit, mit einem Jugendtransport nach Palästina zu entkommen. Der jüngste Bruder Robert wollte nicht mitkommen, weil er bei seiner Mutter bleiben wollte.

Maier Hacker wurde am 20.10.1939 in das Lager nach Nisko in Polen deportiert und dort ums Leben gekommen. Regine Hacker wurde erst am 20.5.1942 mit ihrem jüngsten Sohn Robert ins Lager nach Minsk deportiert, wo beide umkamen.

Die beiden Söhne Siegfried und Ernst haben in Israel Familien gegründet. Ernst ist vor wenigen Jahren gestorben. Siegfried lebt noch in einem Kibbuz in Israel.

nach einem Interview mit Siegfried Hacker (heute Shlomo Givon)