Dreipappelstraße 1 (verlegt 2013)
Leopold Martinowsky
Von der Mutter an die Gestapo verraten?
Leopold Martinowsky, geboren am 1. 11. 1906 in Ebreichsdorf, ledig, Invalide.
Leopold Martinowsky wohnte in der Fischabachsiedlung und war ein unversöhnlicher Nazigegner. Die ihn kannten, erinnern sich an seine menschliche Art und an seine außergewöhnliche Hilfsbereitschaft. Er gewährte den Kriegsgefangenen in seinem Keller Schutz vor Fliegerbomben, übermittelte ihnen die Nachrichten der ausländischen Sender und unterstützte sie nach Kräften. Einer der ehemaligen französischen Deportierten, Herr Gossin aus Epernay, erinnerte sich in einem 1969 geschriebenen Brief an Martinowsky:
„… Zur Zeit der Fliegerbombardements begab ich mich häufig zu ihm oder zu seinen Nachbarn – ich hatte den Eindruck, in Sicherheit zu sein unter diesen tapferen Menschen, welche trotz der Sprachschwierigkeiten uns zu verstehen und zu stärken wußten; Menschen, die arm gewesen sind, aber dennoch Mittel und Wege fanden, einen Teil ihrer Verpflegung aufzusparen, um sie uns zu geben. … Das sind meine Erinnerungen, welche ich mir an diesen braven und mutigen Menschen bewahrt habe; hoffen wir, daß sein Opfer nicht umsonst gewesen ist und daß die Schuldigen bestraft werden, so wie sie es verdient haben.“
Leopold Martinowsky wurde am 24. Februar 1944, als er von einem Begräbnis eines Freundes nach Hause kam, von der Gestapo erwartet und sofort festgenommen. Der Nazi-Blockleiter dieser Siedlung, Karlacek, scheint seine Hand dabei im Spiel gehabt zu haben. Er hatte eine enge Beziehung zu Martinowskys Mutter, die von ihrem Sohn nichts wissen wollte. Martinowsky ist in der Haft ums Leben gekommen. Seine Sterbestunde und sein Todesort sind unbekannt.
nach „Widerstand im Gebiet Wiener Neustadt, 1938-1945“ von Karl Flanner