Wiener Straße 51 (verlegt 2010)

Alfred Höchstätter

Wegen der Verbreitung von Flugblättern hingerichtet

Geboren am 5.6.1902 in Wiener Neustadt, verheiratet; am 19.11.1943 wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt, und am 25.1.1944 in München-Stadelheim hingerichtet.

Alfred Höchstätter

Alfred Höchstätter

In den Rax-Werken (Wiener Neustädter Lokomotivfabrik) begann der in Oed bei Waldegg beheimatete Schlosser Josef Postl eine Widerstandszelle aufzubauen und hatte auch Verbindung mit den Zentralstellen in Wien aufgenommen. Aus Wien bekam er wiederholt das illegale Blatt Die Rote Fahne und andere antinazistische Schriften, die er mit Hilfe seiner Mitkämpfer, vor allem der im Rax-Werk beschäftigten Arbeiter Ludwig Haiden und dem Angestellten Alfred Höchstätter verbreitete. Außerdem organisierte er Zusammenkünfte und hob die Mitgliedsbeiträge ein, die er dazu verwendete, verschiedene Druckmaterialien zu kaufen und die Angehörigen seines hingerichteten Wiener Verbindungsmannes zu unterstützen.

In den verbreiteten Schriften mit „hochverräterischem Inhalt“ wurde laut Anklageschrift auch zur Sabotage in der Rüstungsindustrie und zum langsam Arbeiten aufgefordert.

Alfred Höchstätter übernahm auch die Verbreitung von „Wehrkraft zersetzenden“ Streuzetteln im Stadtgebiet. Aus Angst vor Entdeckung wurden bereits zwei Pakete von Flugzetteln nicht mehr verteilt, sondern verbrannt.

Alfred Höchstätter und die Hersteller der Flugzettel wurden verhaftet. In der Gestapo-Außenstelle Wiener Neustadt (heutiges Europa-Haus im Stadtpark) wurden die Inhaftierten schwer misshandelt und so zu Geständnissen gezwungen.

Am 28.10.1943 standen sieben Kameraden aus der Widerstandsgruppe Postls vor dem Volksgerichtshof. Die Verhandlung war in Regensburg angesetzt worden. In der Urteilsausfertigung wurde unter anderem festgehalten: „Die Angeklagten haben es unternommen, der Kriegsmacht des Reiches einen Nachteil zuzufügen und werden daher sämtliche zum Tode verurteilt.“ Zum Zwecke der Hinrichtung wurden sie in das Gefängnis München-Stadelheim gebracht.

Die Gattin Höchstätters hatte vehement darauf gedrängt, ihren Mann noch vor der kurzfristig angesetzten Hinrichtung sehen zu dürfen, was ihr auch schließlich gelang.

Am 25.1.1944, unmittelbar nach dem Besuch seiner Frau, wurde Alfred Höchstätter hingerichtet.

In Wiener Neustadt erinnert seit 1970 die Alfred-Höchstätter-Gasse, eine Nebengasse der Fischauer Gasse, an das Opfer des NS-Regimes.

nach „Widerstand im Gebiet Wiener Neustadt 1938 bis 1945“ von Karl Flanner und der Anklageschrift.