Hauptplatz 13 (verlegt 2010)

Gustav Robert Braunberg

Von der Frau im Stich gelassen

Gustav Robert Braunberg, geboren 17.1.1896 in Wien, Zahntechniker.
Flucht nach Prag, Deportation am 18.8.1944 nach Theresienstadt, am 29.9.1944 im KZ Auschwitz ums Leben gekommen.

Mit Tochter Anni, Prag 1943

Mit Tochter Anni, Prag 1943

Gustav Robert Braunberg wurde in Wien geboren. Seine Eltern hatten in der Seidengasse ein kleines Herrenfriseurgeschäft, starben aber beide vor dem Anschluss. Gustav Braunberg wurde Zahntechniker. Seine Praxis hatte er am Hauptplatz 13 in Wiener Neustadt, wo er zuletzt auch wohnte. Gustav Braunberg war mit Olga, einer „Arierin“, verheiratet und gehörte wie sie der römisch-katholischen Kirche an. Ihr einziges Kind, Anni Braunberg, katholisch getauft und erzogen, entwickelte in den wenigen Jahren, die sie mit ihrem Vater verbringen durfte, eine ganz besondere Beziehung zu ihm.

Alles änderte sich 1938 durch den Anschluss. Anni wurde aus der Schule entlassen und erfuhr erst dann durch ihre Mutter, dass ihr Vater jüdischer Abstammung war. Nachdem Ende Juni 1938 SS-Männer in die Wohnung und Praxis kamen und alles beschlagnahmten, wurde Gustav Braunberg acht Tage Zeit gegeben, Wiener Neustadt zu verlassen. Innerhalb dieser Woche ließ sich seine Frau von ihm scheiden, übersiedelte später mit der Tochter nach Reichenau und überließ Braunberg seinem Schicksal. Er flüchtete nach Prag, wo er für einige Zeit bei einem befreundeten Zahnarzt arbeiten konnte. Dort beantragte er ein Visum für Südamerika, das aber nie genehmigt wurde. Im Jahr 1943 war es Anni ein einziges Mal möglich, für knapp eine Woche ihren Vater in Prag zu besuchen. Es war das letzte Wiedersehen. Im September 1944 bekam Anni noch eine letzte Karte von ihrem Vater aus dem KZ in Theresienstadt.

Erst 1945 erfuhr Anni durch ein Schreiben des Zentralamtes für die Regelung der Judenfrage in Prag die schreckliche Nachricht, dass sein Name auf der Liste der Toten des Lagers Auschwitz steht.

nach „Im Namen meines Vaters“ von Anni Stern-Braunberg