Kesslergasse 15 (verlegt 2011, mit geändertem Text 2015 erneuert)
Rudolf Müller
Transport zu F’ilmaufnahmen umgeleitet
Geboren 21.3.1930, Wiener Neustadt, am 7.12.1940
Einweisung in die Kinderheilanstalt Gugging, am 15.3.1941 Transport nach Hartheim vorgesehen, zu Filmaufnahmen in der Anstalt Arnsdorf bei Dresden umgeleitet. Am 4. 8. 1941 Verlegung in die Kinderfachabteilung Leipzig-Dösen, am 22. 9. 1941 dort ermordet.
Rudolf Müller wurde 1930 geboren und war von Geburt an behindert. Es wuchs bei seinen Eltern in der Kesslergasse auf. Im Oktober 1940 wurde vom Gesundheitsamt Wiener Neustadt ein Gutachten erstellt, in dem eine „sehr beschränkte“ Bildungsfähigkeit eingetragen ist. Diese Formulierung kam schon fast dem Todesurteil gleich. Die Aufnahme in eine Pflegeanstalt wurde als notwendig erachtet und es wurde das Heim in Biedermannsdorf empfohlen. Im Krankenakt ist das Wort ist jedoch rot durchgestrichen, „kein Platz“ vermerkt und daneben „Gugging“ eingetragen.
Am 7.12.1940 wurde das 10-jährige Kind in Gugging in die Landes-Pflege- und Beschäftigungsanstalt für schwachsinnige Kinder (Originalbezeichnung) aufgenommen. Für den 15.3.1941 waren die Transportlisten nach Hartheim für 14 Kinder und Jugendliche zusammengestellt und die Standesprotokolle mit nebenstehenden Stempel – eine Verschleierung des Zielortes Hartheim – abgeschlossen.
In der Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf bei Dresden, eine Zwischenstation für die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein, waren Dreharbeiten für einen Euthanasie-Propagandafilm geplant. Da in Pirna keine jugendlichen Patienten mehr waren, wurde der Transport aus Gugging einfach nach Arnsdorf umgeleitet.
Nach Abschluss der Dreharbeiten wurden die nun nicht mehr benötigten Kinder der Kinder-Euthanasie zur Tötung überlassen. Rudolf Müller wurde am 4. 8. 1941 in die Kinderfachabteilung Leipzig-Dösen verlegt und am 22. 9. 1941 mit Medikamenten getötet.
Gemeinsam mit Rudolf Müller kam auch die 11-jährige Karoline Formann aus Wiener Neustadt nach Arnsdorf und wurde ebenfalls in Leipzig getötet (Stolperstein Flugfeldgürtel 13/15) .
Anton Blaha