Raugasse 4 (verlegt 2010)

Familie Bauer

Irma Bauer erlebte die Stolpersteine für ihre Familie nicht mehr

Dr. Leopold Bauer, geboren 6.5.1879 in Schwarzau, Rechtsanwalt,
Emma Bauer, geb. Gewing, geboren 14.5.1897 in Böhmisch-Leipa,
Ernst Bauer, geboren 14.9.1923 in Wiener Neustadt, Schüler,
Susanne Bauer, geboren 14.7.1927 in Wiener Neustadt, Schülerin.
Die Familie wurde am 27.2.1942 nach Sobibor deportiert, Sohn Ernst nach Majdanek, und wurden dort ermordet. Irma Bauer, geboren 4.12.1921 in Wiener Neustadt, Schülerin, überlebte im Exil in Palästina.

Unmittelbar nach dem Anschluss im März 1938 wurde die Kanzlei konfisziert. Die 16-jährige Irma war gerade in der Kanzlei ihres Vaters anwesend, als die Nazis eine genaue Liste von allem erstellten und den Vater zur Unterschrift zwangen. Dr. Bauer durfte seinen Beruf nicht mehr ausüben, doch setzte er sich weiterhin für seine Mitbürger bei den Behörden ein. Nachdem der Vorsteher der Kultusgemeinde nicht mehr besetzt werden konnte, erklärte sich Dr. Bauer trotz der drohenden Gefahr bereit, das Amt zu übernehmen. Damit konnte er die Geschäfte der zerstörten jüdischen Gemeinde gegenüber den Behörden weiterführen.

Familie Bauer

Familie Bauer

Die älteste Tochter Irma konnte das Land mit einem Jugendtransport in das damalige Palästina verlassen.

Die Eltern und die beiden jüngeren Kinder wurden im November 1938 nach Wien abgeschoben, am 27.4.1942 nach Wlodawa deportiert und danach in das 10 km entfernte Vernichtungslager Sobibor getrieben und dort ermordet. Nach neuen Angaben des DÖW wurde Sohn Ernst von Wlodawa ins KZ Majdanek überstellt und findet sich in der dortigen Opferdatenbank.

Irma Bauer überlebte in Palästina als einzige ihrer Familie. Dort heiratete sie Yosef Netzer, bekam zwei Kinder und wohnte bis zu letzt im Kibbutz Shaar Hagolan südlich vom See Genezareth.

Vor einigen Jahren besuchte Irma Bauer mit ihrem Ehemann Wiener Neustadt. Sie war auch von der Aktion Stolpersteine in Wiener Neustadt begeistert, starb aber leider unvermutet im Mai 2010, sodass es ihr nicht mehr vergönnt war, die Stolpersteine für ihre Familie zu sehen, was nun ihren Kindern und Enkelkindern vorbehalten bleibt.

nach Tagebuchaufzeichnungen von Batya Netzer (Irma Bauer), „Das jüdische Wiener Neustadt“ von Werner Sulzgruber, Wikipedia