Pottendorfer Straße 121 (verlegt 2011, wegen Beschädigungen erneuert 2013 und 2015)
Julius Puschek
„Schutzhaft“
Geboren am 7.5.1890 in Wiener Neustadt, verheiratet; am 10.11.1942 im KZ Buchenwald ums Leben gekommen.
Julius Puschek stammte aus einer Arbeiterfamilie. Die Familie wohnte zuletzt in einer Barackensiedlung in der Pottendorfer Straße nahe der heutigen Herz Mariä-Kirche.
Julius Puschek war begeisterter Kommunist. Arbeitslos und ausgesteuert wanderte er 1932 mit seiner Frau Agnes und der Tochter Anna nach Russland aus. Kurz darauf reist der Sohn Julius ebenfalls nach. Nach etwas mehr als einem Jahr kehrten Julius Puschek und seine Frau mit gesundheitlichen Problemen nach Wiener Neustadt zurück – enttäuscht über die Umsetzung des von ihm idealisierten Kommunismus im stalinistischen Russland.
Wieder in der Heimat war Julius Puschek weiterhin auch öffentlich politisch tätig. Mit seiner Meinungsäußerung preschte er immer wieder vor. Seine Frau versuchte ihn oft zu bremsen und ihn vor den Konsequenzen zu warnen, jedoch vergeblich.
Julius Puschek und viele andere Personen, von denen angenommen wurde, dass sie dem späteren Regime gefährlich werden könnten, wurden bereits vor 1938 in der sogenannten A-Kartei zusammengefasst, damit man sie im Bedarfsfall griffbereit haben konnte. In Wiener Neustadt wurden die dafür erforderlichen Angaben von jenen Gestapo-Beamten geliefert, die vor 1938 in der Polizei tätig waren, aber bereits damals illegal bei den Nazis organisiert gewesen waren.
Wenige Tage vor Kriegsbeginn erging aus Berlin an alle Gestapo-Leitstellen die Weisung zur Auslösung dieser A-Kartei. Die Folge war eine große Verhaftungswelle, die über das gesamte Gebiet des damaligen Großdeutschlands fegte. Unter den aus diesem Anlass im Wiener Neustädter Gebiet Festgenommenen befand sich auch der frühere kommunistische Funktionär Puschek. Er wurden durch die Gestapo in „Schutzhaft“ genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht – ohne richterlichen Urteilsspruch.
Julius Puschek ist im KZ Buchenwald am 10.11.1942 ums Leben gekommen.
Die Tochter und der Sohn blieben 1933 in Russland und arbeiteten dort. Beide wurden der Spionage beschuldigt, verhaftet und zu Zwangsarbeit verurteilt. Der Sohn erreichte 1947 wieder Österreich. Die Tochter und ihr 1951 geborener Sohn kamen erst 1955 durch einen Humanitätsakt anlässlich der Staatsvertragsunterzeichnung wieder zurück nach Wiener Neustadt.
Aber auch Agnes Puschek, die Ehefrau des Opfers, wurde weiter verfolgt. Sie war zur Arbeit im Rax-Werk dienstverpflichtet. Sie half im Geheimen den dort beschäftigten KZ-Häftlingen mit Kleinigkeiten und wurde erwischt. Sie wurde verhaftet, im Gestapo-Haus verhört und für zwei Monate im Gefangenenhaus inhaftiert.
Der Name Julius Puschek ist zum Gedenken, gemeinsam mit denen der anderen von den Nazis getöteten Freiheitskämpfer, auf einer großen Schautafel am Friedhof eingraviert, vor der regelmäßig Gedenkfeiern stattfinden.
Anton Blaha