Martinsgasse 14 + Lederergasse 13 (verlegt 2015)

Adolf Schlänger, Irma und Edith Schlinger

Trennung und gemeinsamer Tod in Maly Trostinec

Adolf Schlänger (Schlinger[1]), geboren am 29.01.1882 in Mattersdorf, Gattin Friederike „Frida“ Schlinger, geb. Rosenzweig am 24.11.1895 in Wien, Töchter Irma (geb. 08.05.1921, Wien) und Edith (geb. 28.07.1931, Wr. Neustadt), Sohn Erich (geb. 11.07.1922, Wr. Neustadt). Ehescheidung am 11.12.1934, zweite Ehefrau Martha Berger (geb. 09.11.1898, Hohenau). Deportation von Adolf Schlinger und der Töchter Irma und Edith am 20.05.1942 nach Maly Trostinec, wo sie am 26.05.1942 ermordet wurden.

Der Alteisenhändler und Kellermeister Adolf Schlinger war nach dem Ende des Ersten Weltkriegs abgerüstet und vom Kriegsdienst nach Wiener Neustadt gekommen. Der Heimkehrer wohnte ab 1919 in der Pognergasse 17, war als Handelsangestellter beruflich tätig und heiratete im Mai 1920. Mit seiner Frau Friederike „Frieda“ Schlinger, geborene Rosenzweig, hatte er anfänglich zwei Kinder, nämlich die Tochter Irma und Sohn Erich. Letzterer starb am 11.07.1930 an einer septischen Lungen- und Herzinnenhaut-Entzündung. Eine Behandlung im Wiener Neustädter Krankenhaus hatte ihm nicht mehr helfen können. Erst 1931 kam Tochter Edith zur Welt.

Das Paar bzw. die Familie hatte nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 1930er Jahre in der Rosengasse 15 gewohnt, wo auch das Gewerbe angemeldet war. Adolf war zwar Alteisen- und Altmetallhändler, er handelte aber außerdem mit Hadern, also alten Textilien und Lumpen, sowie mit Knochen.

Adolf ließ sich am 11. Dezember 1934 von seiner Gattin scheiden und heiratete in der Folge die Hebamme Martha [Marta] Berger. Er nahm sich im Dezember 1934 in der Kurzegasse 8 ein Quartier und zog dann 1937 mit seiner zweiten Ehefrau, die er am 24. Oktober 1937 in der Synagoge in der Tempelgasse in Wien geheiratet hatte, in die Martinsgasse 14. Seine beiden Töchter blieben bei ihrer Mutter in der Rosengasse 15. 1936 zogen Mutter Friederike und beide Töchter in die Johannesgasse 12 und im Mai 1937 in die Lederergasse 13/II/9. Sie wurden nach unterschiedlichen Adressen in Wien abgemeldet. Alle drei wurden am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert, wo sie am 26. Mai 1942 ermordet wurden. Die beiden Ehefrauen, Friederike und Martha, scheinen nicht unter den Opfern der Shoah auf und dürften überlebt haben.

Werner Sulzgruber

[1] Ab 1934 ist der Name für Sigmund und Adolf Schlinger in den Dokumenten mit „Schlänger“ angegeben. Die anderen Familienmitglieder behielten den Namen „Schlinger“.