Fischauergasse 17 (verlegt 2014)

Familie Suranyi

Von Frankreich nach Auschwitz

Stefan [Stephan] Suranyi, geboren am 09.06.1895 in Szarvas, Ungarn,
Gattin Valerie „Vally“, geborene Grosz, am 25.09.1897 in Wien,
Tochter Susanne [Trude Susanne], geboren am 12.04.1925 in Baden.
Die Familie konnte nach Frankreich ausreisen, wurde in Drancy interniert, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Stefan Suranyi kam 1931 als Reisender mit seiner Familie aus Wien in die Stadt und bezog im Juli 1931 ein Quartier in der Rudolf-Hawel-Gasse 28. Beruflich war er als Darmputzer tätig. 1933 zog die dreiköpfige Familie ans Fischa-Ufer 15 und dann Ende Februar 1936 in die Raugasse 4.

Tochter Susanne besuchte die evangelische Volksschule und anschließend die „Öffentliche Hauptschule für Mädchen in Wiener Neustadt“. Stefan Suranyi war gelernter Fleischhauer. Er und sein Teilhaber Otto Schneider betrieben unter dem Firmennamen „Suranyi & Schneider“ am Schlachthof Wiener Neustadt eine Darmputzerei. Sie handelten mit Därmen und Selcherei-Bedarfsartikeln. Bereits wenige Tage nach dem „Anschluss“ 1938, am 17. März 1938, musste Suranyi seinem „arischen“ Geschäftspartner den Betrieb allein überlassen.

Im Sommer 1938 war die Familie gezwungen, ihr Heim zu verlassen, und musste sich eine Unterkunft suchen. Da nichtjüdische Haus- und Wohnungseigentümer Juden kaum mehr als Untermieter akzeptierten oder Juden prinzipiell keine Unterkunft gaben, fand die Familie schließlich Anfang August 1938 bei der Jüdin Rosa Wilder in der Fischauergasse 17 eine Bleibe.

Die Familie blieb bis zum November 1938 in der Stadt und war, wie so viele andere Juden und Jüdinnen, die die „Reichskristallnacht“ erlebten, von diesem Ereignis völlig überrascht.

Die Familie lebte von der Fürsorge der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und konnte über einen gewissen Zeitraum ein Zimmer in der Josefinengasse 4/8 in Wien bewohnen.

Ein Problem für den Vater der Familie stellte der Umstand dar, dass er staatenlos war. Dies erschwerte eine Ausreise erheblich bzw. machte sie fast unmöglich, da von der zuständigen NS-Behörde kein Reisepass ausgestellt wurde. Stefan Surany hatte im Mai 1939 ein Ausreiseansuchen für Frankreich gestellt. Die Familie gelangte im Sommer 1939 dann wirklich nach Paris. Doch in Frankreich veränderte sich nach Beginn des Zweiten Weltkriegs die Situation für jüdische Flüchtlinge drastisch. Die dreiköpfige Familie wurde inhaftiert und von Drancy (einem berüchtigten großen Sammellager nördlich von Paris) nach Auschwitz deportiert – Valerie und Tochter Susanne gemeinsam am 7. Dezember 1943 und Vater Stefan Monate später am 30. Mai 1944. Alle wurden ermordet.

Werner Sulzgruber