Haggenmüllergasse 25 (verlegt 2014)

Familie Hirsch

Endstation Mauthausen

Sigmund Hirsch, geboren am 15. 5. 1887 in Mattersdorf,
Johanna Hirsch, geborene Löbl, am 1. 8. 1901 in Wiener Neustadt,
Tochter Gertrude, geboren am 1. 5. 1921 in Wiener Neustadt.
Mutter und Tochter, wahrscheinlich auch der Familienvater, wurden Opfer der Shoah.

Sigmund Hirsch wohnte vermutlich seit dem Ende des Ersten Weltkriegs in Wiener Neustadt und war ab 1919 als Leder- und Bänderhändler tätig. Seine Lederhandlung in der Neunkirchnerstraße 6 war neben der Lederhandlung Geist die größte der Stadt. Er war Ausschussmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Wiener Neustadt, das heißt Teil des Verwaltungsgremiums der Kultusgemeinde in den 1930er Jahren.

Mit seiner Gattin und Tochter Gertrude zog er 1930 in die Haggenmüllergasse 25.

Während des Novemberpogroms wurde die Familie Hirsch beraubt. Man nahm ihr unter anderem Schmuck- und Ziergegenstände, Silberbesteck und ein Grammophon weg. Alle drei Familienmitglieder mussten im November 1938 die Stadt verlassen und wohnten danach an verschiedenen Adressen in Wien.

Das Geschäft war dem Inhaber schon abgenommen worden. Nach dem „Anschluss“ hatte sofort ein kommissarischer Verwalter die Räumlichkeiten mit allen Waren übernommen. Sigmund Hirsch war in die Verkaufsabwicklungen nicht eingebunden, da er als Jude seine Rechte verloren hatte. Auch das Haus des jüdischen Paares in der Haggenmüllergasse 25 wurde „arisiert“.

Mutter und Tochter, wahrscheinlich auch der Familienvater sollen in Österreich getötet worden sein, wobei dies für jüdische Bürger und Bürgerinnen aus Wiener Neustadt nur sehr selten dokumentiert ist. Für die Mutter wird Mauthausen als Ort des Todes angeführt. Ob auch Tochter Gertrude (und deren Vater) in diesem Konzentrationslager umkamen, ist fraglich.

Werner Sulzgruber