Fischauergasse 17 / Drehergasse 1 (verlegt 2014, Rosa 2018)
Bianka Wilder, Rosa Wilder
Als Jüdin keine Chance zu überleben
Bianka Wilder, geboren am 2. 1. 1910 in Wiener Neustadt, Studentin, ledig, mosaisch, wurde am 12. Juli 1940 in Hartheim ermordet.
Die junge Frau lebte mit ihrem Bruder Alfred (*1906), Schwester Elfriede (*1915, Kindergärtnerin) und ihrer Mutter Rosa (Arztwitwe) in der elterlichen Wohnung in der Fischauergasse 11.
Aus den spärlich erhaltenen Unterlagen geht hervor, dass Bianka Wilder nach einem kurzen Aufenthalt in der Psychiatrischen Klinik des AKH Wien am 22. November 1932 in die Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ eingeliefert und bereits am 24. November 1932 mittels Transport in die Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling überstellt wurde.
Als Abgangsvermerk im Standesprotokollbuch findet sich der Stempel „Am 12. Juli 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart-Linz übersetzt“ – die für 1940 übliche Tarnung für den Abtransport nach Hartheim, wo sie mit weiteren 62 Patienten aus Mauer-Öhling mit Kohlenmonoxidgas ermordet wurde.
Über beide Aufenthalte gibt es außer den Eintragungen in die Standesprotokollbücher keine weiteren Unterlagen. Sicher ist, dass Bianka Wilder mit dem Anschluss ans Deutsche Reich keine Chance zu überleben hatte. Es genügte die Diagnose „Jüdin“.
2018 wurde auch für Rosa Wilder, die Mutter von Bianka Wilder, ein Stolperstein verlegt. Sie wurde im Anschluss an die Reichspogromnacht, wie fast alle jüdischen Bewohner, nach Wien abtransportiert. Am 23.10.1941 wurde sie ins Ghetto Litzmannstadt (Ɫódź) deportiert, wo sie nicht überlebt hat. Mutter und Tochter wurden mit den beiden Stolpersteinen gleichsam wieder vereint.
Schicksal der weiteren Familienmitglieder: Der Ehemann von Rosa Wilder, der Arzt Dr. Oskar Wilder, war bereits in den 1920er-Jahren verstorben und Sohn Alfred – Rechtsanwalt Dr. Alfred Wilder – fiel 1939 an der Front. Nur Tochter Elfriede konnte der Shoa entfliehen und fand Exil in den USA.
Anton Blaha