Schlögelgasse 3 (verlegt 2013)
Moritz Schulhof
Tod im Budapester Ghetto
Moritz Jakob Schulhof, geboren am 12. 3. 1876 in Sarvar, Ungarn, Oberkantor und Schächter,
Gattin Esther, geborene Illés (1882) und die Kinder Desider (1903), Hermine (1908), Jenö (1910), Eleonore (1911), Aranka (1914), Bernhard (1916) und Helene (1924). Desider beging 1928 Selbstmord. Moritz Schulhof verstarb im Ghetto in Budapest. Seiner Frau Esther und den verbliebenen Kindern gelang es, der Shoa zu entkommen.
Ester Illés stammte aus einer begüterten, streng orthodoxen Familie aus Ungarn. Sie war eine Frau mit feinen Sitten und strengem Glauben. Durch die Heirat mit dem Talmud-Lehrer Moritz Schulhof kamen zwei tiefgläubige und gebildete Menschen zusammen.
Die Familie kam 1926 von Eger (Ungarn) nach Wiener Neustadt und fand ein Quartier in der Kaiserbrunngasse 7. Im Frühjahr 1932 zog die Familie in den ersten Stock des Hauses Schlögelgasse 3. Zu dieser Zeit lebten nur mehr Bernhard, Eleonore, Aranka und Helene bei den Eltern.
Moritz Schulhof war ab 1927 als Kantor bei der Israelitischen Kultusgemeinde in Wiener Neustadt angestellt. Ein Kantor war ein „Religionsdiener“ und hatte die Funktionen eines Vorbeters, Lehrers für den Religionsunterricht und Gemeindedieners in der Kultusgemeinde. Aus Kostengründen übertrug man ihm 1935 auch das Amt des Schächters. Dazu brachte die jüdische Bevölkerung zumeist Hühner, aber auch Schafe in die „Schachthütte“ (Baumkirchnerring 4, an der Seite der Synagoge), um die Schlachtung nach jüdischen Ritus vornehmen zu lassen.
Nach dem „Anschluss“ emigrierte die Familie Schulhof nach Ungarn – Moritz Schulhof mit Gattin Esther und Tochter Helene nach Budapest, die Tochter Hermine mit ihrem Gatten und den drei Kindern hingegen nach Jugoslawien. Tochter Hermine kam danach mit einem ihrer Kinder zu den Eltern nach Budapest.
Im November 1944 wurde die Familie Schulhof in das Budapester Ghetto gebracht, wo sie ums Überleben kämpften. Das „Große Ghetto“ war errichtet worden, um bis zu 70.000 Juden und Jüdinnen zu sammeln um sie einfacher nach Auschwitz deportieren zu können. Hier verstarb Moritz Schulhof im Jänner 1945. Seine Frau Esther und die Kinder konnten der Shoa entkommen.
nach „Lebenslinien“ von Werner Sulzgruber.