Bahngasse 44 (verlegt 2013)
Josef Klinger
Ein Racheakt kostete ihm das Leben.
Josef Klinger, geboren am 9. November 1898 in Gloggnitz, Schriftsetzer, verheiratet.
Am 17. März 1938 wurde Josef Klinger festgenommen und nach Wöllersdorf gebracht. Vorerst kannten weder er noch seine Angehörigen den Grund seiner Festnahme. Josef Klinger hoffte nach seiner Überstellung in das Wiener Landegericht auf ein Gerichtsverfahren: aber es gab keinen strafrechtlich verfolgbaren Tatbestand.
Der wahre Grund für seine Festnahme war vielmehr ein politischer Racheakt der Wiener Neustädter Nazis. Sie hatten in der Zeit ihrer Illegalität, als die Nazis Schuschnigg bekämpften, von ihm die Vervielfältigung von illegalem nazistischem Propagandamaterial verlangt. Das hatte Klinger abgelehnt. Sie hatten ihm das nie vergessen.
Das war der Grund für seine Festnahme. Im April 1938 wurde Josef Klinger in das KZ Buchenwald deportiert. Der lebensfrohe, sportlich trainierte Mann hatte dort kaum noch ein Jahr zu leben. Um die Weihnachtszeit 1938 schrieb er noch nach Hause, dass er sehr krank und in den Krankenbau eingeliefert worden sei. Seine Kameraden berichteten später, dass er sich mit letzten Kräften zur Arbeit geschleppt hätte, vor Schwäche aber nicht mitkonnte, weshalb sie, soweit ihnen das möglich war, für ihn arbeiteten. Dennoch musste er schließlich in den Krankenbau, wo er am 14. Februar 1938 ums Leben gekommen war. Nicht Arbeitsfähige hatten im Konzentrationslager keine Chance zu überleben.
nach „Widerstand im Gebiet Wiener Neustadt, 1938-1945“ von Karl Flanner.