Steinfeldgasse 18 / Ecke Siglgasse 9a (verlegt 2012)
Felix Kobler
Abhören von Feindsendern
Felix Kobler, geb. 27.12.1889 in Prag, r.k., gelernter Sattler.
Er war vermutlich im Ersten Weltkrieg in Wiener Neustadt eingerückt. Hier lernte er die vollarische Bäckermeisterstochter Rosa Reismüller kennen, heiratete sie 1921 und hatte mit ihr ein Kind, die im Jahre 1929 geborene Tochter Gertrude. Im Jahre 1934 erlernte er bei seinem Schwiegervater das Bäckergewerbe und übernahm 1937 dessen Gewerbebetrieb, den er bis zum Umbruche führte.
Nach dem Anschluss durfte Felix Kobler seine Bäckerei nicht mehr weiter führen – die Großeltern väterlicherseits waren jüdisch.
Er übersiedelte ohne seine Familie 1938 nach Wien, wo er bis Juli 1939 wieder als Bäckergehilfe arbeitete. Dann kam er als Jude in ein Arbeitslager am Präbichl und an anderen Orten und war ab April 1941 wieder als Hilfsarbeiter beschäftigt.
Aus den Prozessakten: „Im August 1941 traf der Angeklagte Kobler den Angeklagten Schaffranek, und sie vereinbarten einen Besuch. Schaffranek hatte einen großen Siemens-Radioapparat, mit dem man ausländische Stationen hören konnte, in seine Arbeitsstelle gebracht, wo ihn Kobler besuchte. […] Nachdem die Angeklagten entdeckt hatten, daß der Londoner Sender mit dem vorhandenen Rundfunkgeräte gehört werden konnte und deutschsprachige Nachrichten vornehmlich über die Kriegslage sendete, entschlossen sie, bei späteren wiederholten Besuchen des Kobler bei Schaffranek immer den Londoner Sender einzustellen und die in deutscher Sprache gegebenen Nachrichten abzuhören. Sie haben dies etwa sechs- bis zehnmal getan.“
Aus dem Urteil des Sondergerichts beim Landesgericht Wien gegen Felix Kobler aus Wiener Neustadt und Johann Schaffranek aus Wien wegen Verbrechens nach der Rundfunkverordnung, 24.6.1942: „Die Angeklagten werden […] verurteilt: Kobler zu drei (3) Jahren Zuchthaus, Schaffranek zu zwei (2) Jahren Zuchthaus. […]
Anmerkung: „Laut Opferfürsorge-Unterlagen wurde Felix Kobler in das Zwangsarbeitslager Groß-Strehlitz gebracht und 1949 für tot erklärt.“
nach „Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934-1945“, Band 3.