Matthias Schönerer-Gasse 10 (verlegt 2012)
Alfred Halbauer
Von einem Hitlerjungen denunziert
Alfred Halbauer, geb. 11.1.1915 in Wiener Neustadt. Wegen Vergehen gegen das Heimtückegesetz wurde er am 9.11.1939 verhaftet und am 8.12.1939 zu 3 Monaten schweren Kerkers verurteilt. Danach kam er in „Schutzhaft“ und damit ins Konzentrationslager. Er starb nach schwersten Misshandlungen nach einem Fluchtversuch.
Am 10. November 1939 sollte Alfred Halbauer mit einigen Freunden zur Wehrmacht einrücken. Am Tag davor trafen sie sich in einem Gasthaus, um Abschied zu feiern. An diesem Tag wurde in München das Attentat an Hitler verübt und das Ereignis wurde über Rundfunk durchgegeben. Unter Einfluss des bereits genossenen Weines rief Halbauer, der entschiedener Hitlergegner war, beim Nachhausegehen auf der Straße: „Schade dass sie den Hitler nicht umgebracht haben. Aber ich fahr‘ noch hinaus und bring ihn selbst um!“ Der Hitlerjunge Franz Hauser, der dies hörte, verständigte sofort telefonisch die Polizei. Alfred Halbauer wurde verhaftet, blutig geschlagen und ins Gefängnis eingeliefert. Bei der Übergabe an die Gerichtsbehörden wurde vermerkt: „Alfred Halbauer ist nach Verbüßung seiner Strafe an die Gestapo, Außendienststelle Wiener Neustadt zu übergeben.“ Das hieß: Überstellung ins Konzentrationslager.
Halbauer wurde vorerst in das Zuchthaus Stein an der Donau und von dort zu einem Arbeitskommando eines Konzentrationslagers nach Dessau in Deutschland gebracht Anschließend wurde er in ein Moorlager überstellt. Aber da war er schon schwer krank. Jemand soll ihm geraten haben, vor der Einlieferung ins Moorlager zu flüchten, da er dieses auf keinem Fall überleben würde. Doch er wurde gefangen und zurückgebracht. Man schlug solange auf ihn ein, bis er am Boden liegen blieb, dennoch schlug man weiter und trampelte mit Stiefeln auf seinem Körper herum. Hernach wurde er wochenlang in Ketten gelegt. Er überlebte, war aber völlig arbeitsunfähig und so schickte man ihn nach Stein zurück. Dort gelang es den Angehörigen, ihn zu besuchen. Sie erkannten ihn fast nicht mehr: Auf der Pritsche lag ein zahnloser, bis auf die Knochen abgemagerter Mensch, kaum fähig, sich im Sitzen aufrecht zu halten. Die Bemühungen der Angehörigen und eines Anwaltes hatten den seltenen Erfolg, den Todkranken im November 1944 freizubekommen. Er konnte nicht essen und gab ständig Blut von sich. Ein Arzt konstatierte unter anderem, dass der Magen funktionsunfähig war. Alfred Halbauer starb am 28. Dezember 1944 an den Folgen der erlittenen Misshandlungen.
Für den Hitlerjungen Franz Hauser gab es 1946 vor dem Volksgericht Wien ein gerichtliches Nachspiel. Er wurde wegen des Verbrechens der Denunziation angeklagt und zu einem Jahr schweren Kerkers, zum Ersatz der Kosten des Strafverfahrens und den Verfall seines gesamten Vermögens verurteilt.
nach „Widerstand im Gebiet Wiener Neustadt 1938 bis 1945“ von Karl Flanner und über das Gerichtsverfahren.